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Ketamin-Infusion gegen Depressionen

Seit September 2018 setzen wir Ketamin als eine der ersten psychiatrisch-psychotherapeutischen Praxen in der Schweiz gegen therapieresistente Depressionen ein.

Wie wirkt Ketamin?

Ketamin wird seit langer Zeit vor allem in der Schmerztherapie und Anästhesie eingesetzt. In Studien zeigte sich jedoch auch, dass Ketamin in geringer Dosis eine eindeutige Wirkung bei der Behandlung der schweren Depression zeigt. Der genaue Wirkmechanismus ist unklar, aber vermutlich spielt die Hemmung der NMDA-Rezeptoren in bestimmten Gehirnbereichen eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus wird in Forschungsarbeiten neueren Datums verstärkt auf Stoffwechselbestandteile des Ketamins (z.B. Hydroxynorketamin) und damit verbundene Aktivierung anderer Rezeptoren fokussiert.

NMDA ist eine Substanz, die im Körper nicht vorkommt. Der natürliche Botenstoff, der im Körper an die NMDA-Rezeptoren bindet, ist Glutamat. Ketamin ist die bisher einzige antidepressiv wirksame Substanz, die effektiv in das Glutamat-System des Gehirns eingreift.

Darüber hinaus werden Effekte auf die Organisation verschiedener Hirngebiete und Verbindungen von Nervenzellen angenommen.

Die Behandlung der Depression mit Ketamin-Infusion ist rechtlich möglich und erfolgt als “off-label”-Einsatz. Dabei wird ein zugelassenes Medikament für die Therapie einer anderen Erkrankung verwendet, für welche noch keine Zulassung besteht. In den USA wurde im ersten Quartal 2019 ein Ketamin-Nasenspray zur Behandlung der Depression zugelassen. Die Zulassung in der Schweiz erfolge im Februar 2020.

Eine sehr gute Wirkung gegen Depression wird mittlerweile nicht mehr in Zweifel gezogen, aber weitere Studien – vor allem mit einem hochwertigen Design – müssen zeigen, wie die Wirkung im Vergleich zu anderen Behandlungsoptionen und im Vergleich zu Placebo wirklich ist.

Schweizweit verfügen wir mittlerweile über die größte Erfahrung und Routine im Umgang mit diesem Verfahren im ambulanten Setting. Trotz der gebotenen Zurückhaltung mit diesem Off-Label-Verfahren sehen wir beeindruckende Erfolge bei exzellenter Verträglichkeit. Wie immer ist die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung aber individuell.

Wir bieten Ihnen die Ketamin-Infusionsbehandlung an, wenn Sie bisher nicht ausreichend von Ihrer antidepressiven Therapie profitiert oder diese nicht vertragen haben. Unter bestimmten Voraussetzungen spricht man dann von einer “Therapieresistenz”. Dann rechtfertigt sich der Einsatz eines Verfahrens, welches noch nicht zugelassen ist, aber ausreichende Hinweise auf eine gute Wirkung bietet.

Im Einzelfall kann die Ketamin-Behandlung auch bei anderen Erkrankungen als der Depression helfen, z.B. bei Angststörungen, Zwangsstörungen und Trauma. Hierzu beraten wir Sie gern individuell.

Wie läuft die Ketamin-Infusionsbehandlung ab?

Während der Infusion überwachen wir EKG, Pulsoxymetrie (misst die Sauerstoffsättigung im Blut), Atemfrequenz und regelmäßige Blutdruckmessungen. Während der Infusion werden sie überwacht, sodass Sie jederzeit einen Ansprechpartner haben. Dieser legt Ihnen vor der Infusion den Zugang, über welchen die Infusion in die Vene gegeben wird, kontrolliert die Infusion und startet sie.

Die Infusion bereiten wir schon vorher vor. Diese enthält in der Regel 0,5 mg Ketamin pro Kilogramm Körpergewicht in einer gleichmäßigen Infusion durch einen Perfusor über die Dauer von 40 Minuten.

Nach der Infusion werden sie noch eine Stunde überwacht. Am Tag der Infusion dürfen Sie kein Fahrzeug führen und keine Maschinen bedienen.

Die Frequenz der ersten Serie von Ketamin-Infusionen wird individuell vereinbart. Möglich ist eine Serie von sechs Infusionen (1.-3. Infusion in Woche 1 und 4.-6. Infusion in Woche 2) oder alternativ eine Serie von zehn Infusionen.

Bei manchen Patientinnen und Patienten setzt eine Wirkung erst später ein. Als Faustformel gilt: Wenn Sie nach der ersten Serie profitiert haben, wird diese in einer individuell festgelegten Erhaltungsbehandlung fortgesetzt – dies kann zunächst eine Infusion pro Woche sein. Das Intervall zwischen den Infusionen wird dann immer weiter ausgedehnt.

Falls Sie nach der ersten Serie nicht profitiert haben, wird diese Therapie zunächst eingestellt.

Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es bei einer Ketamin-Behandlung?

Unsere Erfahrung ist, dass Ketamin selbst von körperlich schwer beeinträchtigten Menschen exzellent vertragen wird. Blutdruck und Puls können während der Infusion leicht ansteigen. Zudem erleben einige Menschen während der zweiten Hälfte der Infusion eine sogenannte Derealisation. Das heißt, die Umgebung erscheint unwirklich, “wie im Film”. Auch können leichtere Wahrnehmungsverzerrungen vorkommen. Da permanent ein examinierter Anästhesiepfleger und Arzt anwesend ist, können Sie Ängste oder Unwohlsein jederzeit äußern.

Literatur